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Textarbeit in Zeiten der Corona-Krise

16.03.2020. Zunächst wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern, Kundinnen und Kunden ein sowohl gesundheitlich als auch geschäftlich unbeschadetes Durchstehen der Krise!

Die alltäglichen Einschränkungen verlangen von Redaktionen und Lektorat zunächst vor allem Organisationstalent: Publikationen werden ausgesetzt oder verschoben, im Moment relevante Themen vorwiegend im medizinischen Bereich werden vorgezogen, bisher gewohnte Formulierungen sollen mit Blick auf die jeweilige Zielgruppe sensibilisiert werden.

Die textetage hat sich mit einer ausgedünnten Belegung der Arbeitsplätze der Situation angepasst. Für Ausgangssperren und/oder Quarantänen habe ich in den letzten Tagen einen häuslichen Schreibtisch vorbereitet, an dem mir dieselben Bearbeitungs- und Wörterbuchprogramme fürs Lektorat zur Verfügung stehen wie im Büro, ebenso meine Festnetznummer und der Fax-Zugang; die Internetverbindungen sind doppelt abgesichert.

Kundinnen und Kunden, die auch meine auf „berlin.de“ endende E-Mail-Adresse verwenden, bitte ich, die im Impressum genannte Adresse info(at)lektorat-ok.de zu verwenden, da der Server der Stadt zurzeit öfter überlastet ist.

Bleiben wir in Kontakt und: Bleiben Sie gesund!

Lektorat Oliver Krull

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Gendern, 2. Teil

05.02.2020. In meinem Beitrag vom November vorigen Jahres habe ich die Vor- und Nachteile der Fußnote aufgezeigt. Nun soll es um die Doppelnennungen gehen. Der Duden meint dazu, dass es „die höflichste und eindeutigste Variante der sprachlichen Gleichstellung“ sei. Und das trifft sicherlich zu und wird beispielsweise bei Reden gern verwendet: Liebe Mitarbeiterinnen und liebe Mitarbeiter, … Der Redner oder die Rednerin ist auf der sicheren Seite, wenn er oder sie sowohl die weiblichen Zuhörerinnen als auch die männlichen Zuhörer anspricht und wenn er oder sie davon ausgehen kann, dass keine Personen anwesend sind, die sich auf eine nichtbinäre Geschlechtsidentität beziehen oder sich als divers bezeichnen.

Diese Sicherheit und Eindeutigkeit im ausschließlich weiblichen und männlichen Bereich kann mit Doppelnennungen auch in schriftlichen Äußerungen erreicht werden. Doppelnennungen heißt jedoch auch, dass die Textmenge zunimmt. In vielen Fällen und besonders bei nur einmaliger Nennung einer bestimmten Personengruppe ist diese Folge unerheblich. In Texten aber, in denen mehrfach oder wiederholt vor allem Berufsbezeichnungen angegeben werden müssen, kann dies nicht nur zur Sprengung des zur Verfügung stehenden Platzes führen, sondern auch ermüdend wirken, besonders wenn die Bezeichnungen aus mehreren Wörtern bestehen, zum Beispiel: Die Bundesfinanzkuratorin oder der Bundesfinanzkurator wird zusammen mit der Bundesjugendsprecherin oder dem Bundesjugendsprecher den Ablauf der Sitzung für die Protokollführerin oder den Protokollführer vorbereiten.

In meinem nächsten Beitrag zum Thema Gendern werde ich auf den Einsatz von Schrägstrichen und Klammern eingehen.

Lektorat Oliver Krull

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Podiumsdiskussion

16.01.2020. Der Selfpublisher Verband hat mich zu einer Podiumsdiskussion in die Lettrétage (Mehringdamm 61, 10961 Berlin) am 23.01.20120 um 19 Uhr eingeladen. Ich werde aus dem Nähkästchen des Lektors für Sachtexte plaudern.

Die Veranstaltung ist öffentlich; über zahlreiches Interesse und neugierige Fragen würde ich mich freuen.

Lektorat Oliver Krull

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Jahresausklang

01.12.2019. Passend zur Adventszeit bin ich mit dem Lektorat von Broschüren und Leitfäden karitativer Einrichtungen beschäftigt. Lesbarkeit zu erreichen auch für die Zielgruppe aus hauptsächlich digital aktiven Nutzerinnen und Nutzern stand in diesem Jahr ebenso im Vordergrund wie die Umsetzung gendergerechter Sprache in medizinischen und journalistischen Veröffentlichungen.

2019 erreichte zudem die Überprüfung übersetzter Texte einen weiteren Höhepunkt, nicht zuletzt durch die Zunahme erfolgreicher Übersetzersoftware und den Einsatz neuronaler Netzwerke. Hier geht es aber nicht um belletristische, sondern um Sach- und Gebrauchstexte. Doch auch diese sind in erster Linie für Menschen geschrieben, sodass der Wunsch zugenommen hat, an die Schnittstelle zur Leserin / zum Leser einen Menschen zu setzen. Erfahrene Lektorinnen und Lektoren mit der Zielgruppe im Blick können zuverlässig beurteilen, inwieweit ein maschinell übersetzter Text idiomatisch und damit verständlich ist.

Ich freue mich schon jetzt auf die Herausforderungen im neuen Jahr! Vorher werde ich Urlaub machen und Literatur ohne Bearbeitungsauftrag genießen. Mein Büro schließt am 20.12.2019. Am 06.01.2020 bin ich wieder für Sie da. An dieser Stelle wünsche ich meinen Kundinnen und Kunden, meinen Leserinnen und Lesern eine erholsame und fröhliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!

Lektorat Oliver Krull dankt für Ihre Aufmerksamkeit und Treue!

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Gendern und Veranstaltungshinweise

01.11.2019. Das sich steigernde Bewusstsein für gendergerechte Bezeichnungen hat nicht nur Einfluss auf aktuelle journalistische Texte. Auch Behörden, Institutionen, Organisationen, Verbände und Vereine überarbeiten ihre Publikationen oder lassen ihre Satzungen, Leitfäden und Internetpräsentationen anpassen.

Erfreulich ist, dass in den meisten Fällen überlegt wird, welche Möglichkeit des Genderns für die jeweilige Textsorte am angemessensten ist. In meinem Blogbeitrag für Oktober habe ich bereits einige Möglichkeiten genannt wie Gendersternchen, Doppelnennungen, Wechsel zwischen weiblichen und männlichen Bezeichnungen, Unterstrich und Binnen-I. Ein umfangreicher Text mit mehreren personenbezogenen (Berufs-)Bezeichnungen, die zudem sowohl im Singular als auch im Plural genannt und verschieden flektiert werden, wird in der Regel hinsichtlich Lesbarkeit mit nur einem Mittel der Sichtbarmachung der Geschlechter überfordert sein.

Ich werde auf jedes Mittel näher eingehen und heute mit der Möglichkeit beginnen, die bisher nicht genannt wurde: die Fußnote.

Die Fußnote ist die wohl einfachste Variante, wird jedoch in den meisten Fällen als die unbefriedigendste empfunden. In der Regel wird beim ersten geschlechtsspezifischen Begriff, zum Beispiel beim Wort „Mitarbeiter“ eine Fußnote gesetzt; am Fuß der Seite steht dann etwa folgender Satz: „Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wird nicht ausdrücklich in geschlechtsspezifischen Personenbezeichnungen differenziert. Die gewählte männliche Form schließt eine adäquate weibliche Form gleichberechtigt ein.“ Zwar werden Schriftbild und Lesbarkeit des Gesamttextes nicht beeinträchtigt, faktisch bleibt es aber beim Maskulinum; und es erfordert immer ein Erinnern und zusätzliches Mitarbeiten der Leserin und des Lesers, auch weibliche Personen zu berücksichtigen. Der Aspekt „divers“ wird hierbei ganz außen vor gelassen. In meinem Blogbeitrag für Februar 2020 werde ich auf Doppelnennungen näher eingehen.

Veranstaltungshinweise:
Workshop Textarbeit – am 16. November 2019 in der Lettrétage, Mehringdamm 61, 10961 Berlin
Zusammen mit meiner Kollegin Silke Leibner veranstalte ich die Reihe „Textwerkstatt“. Sie richtet sich an Mitglieder des Verbandes der Freien Lektorinnen und Lektoren, des Verbandes der deutschsprachigen Übersetzer, des Verbandes der Selfpublisher, der Illustratoren Organisation, des Texterverbandes und der Jungen Verlagsmenschen.
Wie lektorieren andere Profis einen Text? Was sehen sie, wo greifen sie ein, welche Schwerpunkte setzen sie? Wie gehen sie an einen Auftrag heran? In der Textwerkstatt geht es genau um solche Fragen. In der Textwerkstatt werden Texte aus den verschiedensten Arbeitsbereichen lektoriert, ob Belletristik, Sach-, Fach- oder Werbetext und diesmal mit einem neuen Angebot: Übersetzungslektorat. Dies passt auch sehr gut zum Themenabend des VFLL am 20.11.2019: Übersetzungslektorat nicht nur für Übersetzerinnen, Referentin: Gesine Schröder.

Lektorat Oliver Krull

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Fachaustausch, Vortrag und Geschlechter

01.10.2019. Der September war von Anfang bis Ende reich gefüllt mit Texten, in der Mitte gefärbt vom Jahrestreffen der Freien Lektorinnen und Lektoren und am 18. im Literaturhaus gespickt mit einem erhellenden Vortrag der Leiterin der Duden-Redaktion, Frau Dr. Kathrin Kunkel-Razum. Sie berichtete unter anderem über die historische Entwicklung des bekannten Rechtschreibwörterbuchs sowie über das vielschichtige und analytische Auswahlverfahren, um ein Wort neu in den Duden aufzunehmen. Beschäftigt ist die Duden-Redaktion weiterhin mit Fragen zu geschlechtergerechten Formulierungen, zum Gendern.
Dieses Thema hat mich in fast allen Publikationen des vergangenen Monats mehrfach in Anspruch genommen. So hat eine internationale Hilfsorganisation umgestellt auf das Gendersternchen; zwei karitative Einrichtungen haben abweichend entschieden. Die eine Einrichtung setzt neben Doppelnennungen auf kreative Formulierungen, die andere auf kontinuierlichen Wechsel zwischen weiblichen und männlichen Bezeichnungen. Ein Wirtschaftsmagazin dagegen bleibt konsequent beim generischen Maskulinum, und zwar auch in den Bereichen, in denen es überwiegend um Frauen geht. Die Varianten mit Unterstrich oder Binnen-I sind kaum noch gefragt.

In meinem Blogbeitrag für November werde ich auf die einzelnen Möglichkeiten des Genderns näher eingehen.

Lektorat Oliver Krull

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Zeitformen, Plusquamperfekt
Veranstaltungshinweis

01.09.2019 In meinem März- und Aprilbeitrag ging es bereits um Zeitformen und Zeitenfolgen. Es stehen noch aus das Plusquamperfekt und Futur II. Beide können als Zeitformen angesehen werden, die eine Zeitenfolge ausdrücken, also ähnlich wie das Perfekt abhängig sind vom Kontext. Beim Plusquamperfekt, das auch mit „mehr als Perfekt“ übersetzt werden kann, wird zum Ausdruck gebracht, dass ein Ereignis vor einem anderen liegt. Nehmen wir zwei Ereignisse: 1) Der Verkehrsminister erhielt eine Studie zur zunehmenden Verkehrsdichte durch E-Roller. 2) Der Verkehrsminister sah keinen Handlungsbedarf. Die Ereignisse können in einem Satz zusammengeführt werden: Obwohl der Verkehrsminister eine Studie zur zunehmenden Verkehrsdichte durch E-Roller erhalten hatte, sah er keinen Handlungsbedarf. Die Form „erhalten hatte“ steht im Plusquamperfekt und zeigt deutlich die Reihenfolge, nämlich zuerst den Erhalt der Studie dann dennoch die Uneinsichtigkeit zum Handeln. Selbstverständlich könnte man auch schreiben „Der Verkehrsminister erhielt eine Studie zur zunehmenden Verkehrsdichte durch E-Roller, sah aber er keinen Handlungsbedarf.“ Durch die Konjunktion „obwohl“ und das Plusquamperfekt wird indes betont, dass der Minister vor seiner Entscheidung zum Nichthandeln Zeit hatte, sich mit der Studie auseinanderzusetzen und somit seine Reaktion unverständlicher ist, als wenn Erhalt der Studie und seine Entscheidung durch Verwendung des Präteritums (erhielt – sah) zeitlich zusammenfallen. Das Plusquamperfekt wird gebildet sowohl mit den Formen von hatte plus Partizip Perfekt (hatte erhalten) als auch mit den Formen von war plus Partizip Perfekt (war gekommen).
In einem späteren Beitrag werde ich auf das Futur II eingehen und zum Konjunktiv überleiten.

Veranstaltungshinweis: Vom 13. bis 15. September finden die Lektorentage wiederum in Berlin statt. Mit meiner Kollegin Silke Leibner biete ich am 14.09.2019 den beliebten Workshop Textwerkstatt – Erfahrungsaustausch unter Profis diesmal unter dem Titel Wie lektorieren wir? Feedback – Vergleiche – Impulse an, siehe die Informationen des Verbandes der Freien Lektorinnen und Lektoren und vgl. meinen Hinweis dazu aus dem vorigen Monat.

Lektorat Oliver Krull

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Termine im August 2019

  • Wegen einer Veranstaltung bleibt mein Büro vom 1. bis 5. August geschlossen. Am Dienstag, dem 6. August, bin ich wieder für Sie da.
  • Workshop Textarbeit – am 24. August 2019 in der Lettrétage, Mehringdamm 61, 10961 Berlin
    Zusammen mit meiner Kollegin Silke Leibner veranstalte ich die Reihe „Textwerkstatt“. Sie richtet sich an Mitglieder des Verbandes der Freien Lektorinnen und Lektoren, des Verbandes der deutschsprachigen Übersetzer, des Verbandes der Selfpublisher, der Illustratoren Organisation, des Texterverbandes und der Jungen Verlagsmenschen.
    Wie lektorieren andere Profis einen Text? Was sehen sie, wo greifen sie ein, welche Schwerpunkte setzen sie? Wie gehen sie an einen Auftrag heran? In der Textwerkstatt geht es genau um solche Fragen. Und – das vor allem – um die intensive gemeinsame Arbeit von Profis an unbearbeiteten Texten. Im Zentrum stehen der Erfahrungsaustausch, die Weitergabe von Wissen und die Freude an der professionellen Optimierung von Texten. Von Texten aller Art. Denn in der Textwerkstatt werden Texte aus den verschiedensten Arbeitsbereichen lektoriert, ob Belletristik, Sach- oder Werbetext und neu die Arbeitsgruppen „Leichte Sprache – Einfache Sprache“ und Wissenschaftslektorat.

Lektorat Oliver Krull

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Sommer 2019

01.07.2019. Allen meinen Kundinnen und Kunden, Lesern und Leserinnen wünsche ich erfüllte Sommertage und hinreichend Abkühlung bei jeder neuen Hitzewelle am Arbeitsplatz, zu Hause oder am Urlaubsort! Mein Büro bleibt wegen mehrerer bis Herbst laufender Projekte bis auf eine interne Veranstaltung vom 1. bis 5. August 2019 durchgehend geöffnet; meinen nächsten Fachbeitrag können Sie wieder ab September lesen.

Lektorat Oliver Krull

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„Da werden Sie geholfen“

03.06.2019. Diese Überschrift war der Titel einer Veranstaltung im Mai vom Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren in Berlin, den meine Kollegin Gisela Lehmeier und ich gestalteten.

Der grammatikalisch unstimmige Satz war der Aufhänger, mit dem ich auf Spezifika des Lektorats für Werbekunden aufmerksam machte. Auch Werbung soll aufmerksam machen, das heißt, sie soll aufmerksamkeitsstark sein, um für Produkte und Dienstleistungen Kaufwilligkeit auszulösen. Die Lektorin oder der Lektor muss die Branche kennen und ein Gefühl dafür entwickeln, wann er eingreifen soll und besser nicht. Vom Blick guter deutscher Sprache her hätte sie oder er natürlich den Slogan der Telekom-Werbung aus dem Jahr 2000 verbessern können hin zu: Unter der genannten Rufnummer wird Ihnen weitergeholfen werden. Die vermeintliche Verbesserung wäre aber weniger lange im Gedächtnis geblieben als der kurze Satz mit verquerer Grammatik. Und so wird die Lektorin, der Lektor weder Begriffe/Namen mit Binnenmajuskeln wie „iPhone“ oder elliptische Aussagen mit orthografischen Schwächen anfassen wie „Soo! muss Technik“ (Saturn 2011).

Freiheiten der Werbetexterinnen und -texter bedeuten jedoch nicht sogleich Freiheiten fürs Lektorat. Außer in aufmerksamkeitsstarken Claims sind bei weiterführenden Sachinformationen, Imagebroschüren oder anderen unternehmenskommunikativen Publikationen von Institutionen, Nichtregierungsorganisationen etc. höchste Genauigkeit und Richtigkeit der Argumentation und deren sprachlichen Wiedergabe gefragt.

Für den Bereich der Unternehmenskommunikation hat meine Kollegin Gisela Lehmeier am selben Abend über die Aspekte ihrer Arbeit als Texterin berichtet und damit aufschlussreiche redaktionelle Abläufe geschildert. Mit diesen Abläufen im Hinterkopf kann die Lektorin / der Lektor auch hier besser die Intention des Auftragsgebers / der Auftraggeber mitbedenken und die Zielgruppe im Blick behalten.

Lektorat Oliver Krull