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Sommer 2024

18.07.2024. All meinen Leser:innen wünsche ich zum Start oder in einigen Bundesländern zur Fortsetzung erholsamer Sommerferien gutes Wetter und belebende Eindrücke!

Bis auf eine Fortbildung am 29. und 30. August ist mein Büro für laufende Projekte und Ihre Anfragen geöffnet.

Lektorat Oliver Krull

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Mehrheiten

17.06.2024. Um tatsächliche oder vermeintliche Mehrheiten geht es in meinem April-Beitrag Jede oder jeden befragt? – sprachlich werden Verallgemeinerungen in den Blick genommen, markiert durch Floskeln und Indefinitpronomina.

Elias Canetti hat sich intensiv mit Mehrheiten als massenhafte Erscheinungen in all ihren Ausprägungen befasst. Gleich zu Anfang seines Hauptwerkes „Masse und Macht“ spricht er vom „Abfangen der Masse“ und metaphorisiert: „Lieber eine sichere Kirche voll von Gläubigen als die unsichere ganze Welt.“ Hier spricht er schon an, welche Mächte Massen in der Beeinflussung von Menschen ausüben können. Mit der unsicheren Welt fühle ich mich aber auch an das Sapere aude erinnert, den Mut zu versuchen, Unsicherheiten auszuhalten und nicht den Verführungen von Vereinfachungen zu erliegen.

Was hat das mit Lektorat zu tun? Seit ein paar Jahren kursiert der nicht immer scharf umrissene Begriff Sensivity reading im Medienbereich. Die Texte, die ich zu einem sensibilisierten Lesen erhalte, sollen vor allem dahingehend untersucht werden, ob Verallgemeinerungen, Stereotype, ob ein Bias, also Vorurteile erkennbar sind, ob offen oder versteckt diskriminiert wird.

Nun sind Lektor:innen im Allgemeinen besonders sensibilisierte Leser:innen. Und obwohl ich früh angefangen habe, Geschlechterrollen zu hinterfragen und auf die Einflussnahme der Werbesprache zu achten, hat mich eine Fortbildung im Sensivity reading veranlasst, meine Kenntnisse der rhetorischen Mittel aufzufrischen und zu ergänzen. Stilfiguren, ein lohnendes Feld auch für spätere Blogbeiträge.

Lektorat Oliver Krull

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Sonnige Frühlingstage!

Liebe Leserin, lieber Leser!

Für den feiertagsreichen Mai, für die Frühlingstage bis zur Sommersonnenwende wünsche ich Ihnen möglichst zahlreiche und inspirierende Stunden in der aufgekeimten Natur.

Meinen nächsten Fachbeitrag können Sie ab Mitte Juni lesen. Für den Spätsommer bereite ich einen ersten Rapport über Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz im Lektorat vor.

15.05.2024. Lektorat Oliver Krull

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Jede und jeden befragt?

16.04.2024. Meine Aufforderung an Sie im vormonatlichen Blogbeitrag, mir Ihre Erfahrungen und Meinungen zu Verallgemeinerungen mitzuteilen, mir die Ihnen bekannten Signalwörter zu nennen, hat mir zahlreiche Nachrichten beschert – vielen Dank! Ich habe sie weitgehend sortiert.

Das wohl am häufigsten angeführte Wort ist „man“, vor allem in typischen Floskeln wie „man sollte …“, „man muss …“, „man darf …“, „das macht man nicht …“. Gefolgt von den Indefinitpronomina alle, niemand, keine:r, jede:r u. a. Durch eine bloß unbestimmte Mehrheit, Vielzahl oder Gesamtheit soll vermittelt werden, wie etwas oder jemand zu sein hat oder nicht. Oft gepaart werden solche Aussagen – gern auch in der politischen Auseinandersetzung – mit dem Hinweis: „Wir leben in einer Demokratie, einer Mehrheitsgesellschaft.“ Das möge so stimmen, wie eine Zusenderin bemerkte, werde aber viel zu wenig hinterfragt. Gerade in sozialen Medien, doch auch in klassischen Medien wie Zeitung, Radio und Fernsehen werden zum Teil reine Behauptungen durch Indefinitpronomina in den Stand von Gewissheiten gehoben.

„Jeder und jede will Frieden, und daher …“ Ist jeder, ist jede befragt worden? Wahrscheinlich nicht, und sicher auch unmöglich, wenn es sich um eine ganze Nation handelt, die als Unterschrift herhalten muss. Wird diese Nation durch statistische Darlegungen vertreten zum Beispiel mit Feststellungen wie „92 Prozent der Deutschen sind der Meinung, …“, wird meist nicht hervorgehoben, wie viele Personen befragt wurden; zu lesen, manchmal gut versteckt, sind Angaben zur Stichprobengröße wie „1.200 Personen“.

Die Deutungshoheit ist schnell am Start; der kritische Geist sollte es ebenso sein. Mit Blick auf den Frieden wird er wissen, dass es Menschen gibt, die vom Krieg leben, dass die Rüstungsindustrie prosperiert mit dem Ziel vor Augen, eine „kriegstüchtige“ Gesellschaft heranzubilden.

In meinem Juni-Beitrag werde ich den Mehrheitsbegriff noch einmal in den Blick nehmen.

Lektorat Oliver Krull

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Verallgemeinerungen

18.03.2024. Im Nachgang zu meinen Beiträgen im Januar und Februar dieses Jahres zu Unwörtern und zum Sprachwandel wurde mir die Frage gestellt, wie ich es mit Verallgemeinerungen halte.

Bevor ich über meine Haltung bzw. meinen Auftrag als Lektor spreche, möchte ich die Frage gern zurückgeben oder besser sie eingrenzen: Welche Verallgemeinerungen kennen Sie? Wann kann man von einer Verallgemeinerung sprechen?

Sicher ahnen Sie schon, dass die Tendenz von Lektor:innen dahingeht, eine Aussage klar und deutlich werden zu lassen, wohingegen Verallgemeinerungen meist die Unschärfe einer Mitteilung vergrößern.

Gern sammle ich Ihre Erfahrungen und Meinungen dazu.

Lektorat Oliver Krull

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Sprachwandel

16.02.2024. Der Beitrag aus dem Vormonat zu Unwörtern eines Jahres hat auch viel mit Sprachwandel zu tun.

Mit meinem Ansatz, Sprache als lebendiges Medium zwischen Autor:innen und jeweiliger Zielgruppe zu sehen, spielt die Auslotung sprachlicher Tendenzen neben der Berücksichtigung eines vorgefassten Wordings und/oder vorhandener Terminologien eine entscheidende Rolle.

Lektorinnen und Lektoren bewegen sich zwischen den Extremen der sprachlichen Erstarrung (zum Beispiel sogenanntes Kanzleideutsch) und kreativer Uferlosigkeit, die in beiden Fällen den Radius ursprünglich infrage kommender Leser:innen erheblich verkleinern kann. Das ist zum Teil gewollt, vor allem wenn es Jargon ist, der innerhalb einer festgelegten Gruppe stattfindet. Andererseits kann Jargon, der außerhalb der Gruppe verwendet wird, als diskriminierend empfunden werden.

In loser Folge werde ich in kommenden Beiträgen Aspekte des Sprachwandels hervorheben.

Wenn Sie Fragen zur Wirkungsstärke eines Textes von Ihnen haben, erstelle ich Ihnen gern ein Gutachten – sprechen Sie mich einfach über meine Kontaktmöglichkeiten an.

Lektorat Oliver Krull

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Unwörter?

16.01.2024. Wieder hat mich die Frage eines Kunden veranlasst, einen Beitrag zu schreiben. Wie gehst Du mit Unwörtern um? Das Interesse kam just nach der Meldung der Unwort-Jury: Remigration. Bisher hatte ich keinen Text, der dies Wort beinhaltete.

Zu der Frage: Wie immer beim Lektorat werde ich sowohl Autor:in als auch Intention und Zielgruppe beachten. Denn den Unwörtern an sich haftet ja nicht per se ein Vergehen an. So kann das neueste Unwort auf das lateinische remigrare zurückgeführt werden: zurückgehen/-wandern. Niemand sagt jedoch: Wir sind schon den halben Tag lang gewandert, wir müssen jetzt remigrieren. Das Wort „Remigration“ wird allerdings in der Exil- und Migrationsforschung und aktuell in Kreisen verwendet, die ihre Absichten in der Flüchtlingspolitik verschleiern wollen. Aufgabe von Lektor:innen ist es, darauf zu achten, dass außerhalb dieser Kreise nicht unabsichtlich Unwörter gebraucht werden, die dazu geeignet sind, andere Menschen zu verletzen.

Es muss also genau hingeschaut werden. Wenn jemand schreibt, „Das Angebot war alternativlos, in dem Geschäft gab es nur blaue Socken“, werde ich das Wort nicht monieren. 2010 war „alternativlos“ Unwort des Jahres und wurde von der damaligen Bundesregierung zu schnell benutzt, um Diskussionen auszuschließen.

Lektorat Oliver Krull

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Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern erholsame Festtage und einen zuversichtlichen Start ins Jahr 2024!

17.12.2023. Ende 2022 habe ich von einem volatilen Jahr gesprochen. 2023 war nicht weniger bewegt und leider auch nicht friedlicher.

Trotz belastender Nachrichten, Unsicherheiten und Herausforderungen würde ich mich freuen, wenn Sie Ihre Zuversicht und Ihren Humor ins neue Jahr tragen.

Für alle sprachlichen Zweifel bleibe ich auch in 2024 Ihr verlässlicher Partner.

Zwischen den Jahren ist mein Büro am 28. und 29. Dezember 2023 für Sie geöffnet. Den nächsten Fachbeitrag lesen Sie an dieser Stelle wieder ab dem 16. Januar 2024.

Lektorat Oliver Krull

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Schwarz-Weiß

15.11.2023. Passend zu Halloween habe ich mir noch einmal den Klassiker „Night of the Living Dead“ aus dem Jahr 1968 angesehen.

Eine Journalistin forscht zu Stereotypen des Fotojournalismus und beauftragte mich mit dem Lektorat eines Essays. Der bespricht, inwieweit Spielfilmproduktionen von der amerikanischen Berichterstattung aus Kriegsgebieten beeinflusst werden. Im oben genannten Horrorfilm sind deutliche Parallelen zum Vietnamkrieg auszumachen. Als ich den Film in den Achtzigerjahren zum ersten Mal sah, war ich abgesehen von der gnadenlosen Brutalität des Plots fokussiert auf die subtile Darstellung noch schwelenden Rassismus (ein halbes Jahr vor Veröffentlichung des Films wurde Martin Luther King ermordet): Der Protagonist ist schwarz in einer ansonst weißen Produktion. Ungeheuerliches passiert auf allen Ebenen, und die Kamera ist mitten im Geschehen, gern auch aus der Luft, aus dem Hubschrauber wie bei den wochenschauartigen Dokumentationen im militärischen Einsatzgebiet.

Und diese Bildsprache im amerikanischen Spielfilm der Sechzigerjahre ist noch neu. Die ungefilterte Härte und happyendbefreite Darstellung hat mich an ein europäisches Frühwerk von Polanski erinnert: „Repulsion“ von 1965, ebenfalls in Schwarz-Weiß, mit einer fantastischen Catherine Deneuve, die den Horror der Schizophrenie interpretiert.

Ob schwarz-weiß oder bunt, nur Text oder mit Medien im Vorder- oder Hintergrund: Die Einschätzung und Optimierung Ihres sprachlichen Anliegens ist bei mir in besten Händen.

Lektorat Oliver Krull

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Kann man das lektorieren?

16.10.2023. Oder wie ich manchmal gefragt werde: Wo liegt das Kriterium, einen Text nicht verbessern zu können? – Grob gesagt: Wenn nicht genügend Substanz vorhanden ist, diese in Sprache zu überführen. Wenn Recherche und neues Texten nötig sind.

Einen sehr deutlichen Fall von Inhaltslosigkeit hatte ich vor Jahren. Ich musste die Redaktion mit der Tatsache konfrontieren, dass die Autorin neu aufsetzen und Material/Beispiele einbringen sollte, um ihrer Rezension eines Nachhaltigkeitsberichts Aussagekraft zu geben. Lesen Sie selbst:

[…] Dieser Nachhaltigkeitsbericht ist ein herausragend gearbeiteter integrierter Bericht. Der Bericht ist reich an inhaltlicher Substanz, er bietet wiederkehrend solide Information, die in guten Tabellen und Grafiken pointiert Darstellung findet. Die Jury zeigt sich beeindruckt von der umfangreichen und hervorragend integrierten Berichterstattung zu allen relevanten Aspekten der Nachhaltigkeit. Besonders hervorzuheben sind die guten Erläuterungen, die die Relevanz der ausgewählten Nachhaltigkeitsaspekte prägnant belegen.

Lassen Sie Ihre aussagefähigeren Texte gern auf weitere Optimierungsmöglichkeiten von mir prüfen.

Lektorat Oliver Krull