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Sachlicher Blick auf den Herbst

16.08.2021. Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen zum Themenkomplex Zeitenbildung im Deutschen und zum Gendern (meine Blog-Beiträge seit 15.03.2021).

Der diesjährige Herbst wird mit Spannung erwartet, nicht allein wegen der bevorstehenden Wahlen: Einige Publikationen, die ich betreue, sollen neu aufgestellt werden, optisch und auch sprachlich. Möglicherweise aufkommendem Frust mit Blick auf die pandemische Lage und die sonstigen politischen Entwicklungen soll mit positiven Ideen begegnet werden. Ich lese nach den Redaktionsbesprechungen der ersten Augusthälfte heraus, dass der Mut da ist, Pläne und Vorhaben nicht in werblicher Manier schönzureden, sondern wirkungsvolle Projekte in sachlichem Ton zu präsentieren.

Sachlich soll auch meine Preisgestaltung sein. Nach meiner letzten Anpassung vom Januar 2016 fällt sie auch diesmal maßvoll aus, um mit gewohntem Qualitätsanspruch kostendeckend lektorieren zu können.

Ich wünsche Ihnen einen inspirierenden Spätsommer! Mit meinem nächsten Beitrag melde ich mich kurz vor Herbstanfang am 16.09.2021.

Lektorat Oliver Krull

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Sommer 2021

15.06.2021. Vor knapp einem Jahr habe ich meinen Kund:innen und Leser:innen Zuversicht gewünscht. Inzwischen wird das Leben wieder leichter, und die meisten der aufgeschobenen Projekte konnten realisiert werden.

Ich hoffe, Sie können nach dem Maskenmarathon aufatmen und den nahenden Sommer genießen. Auch ich gönne mir ein paar Tage Auszeit und freue mich schon jetzt auf die angekündigten Texte und neuen Themen.

Den nächsten Blog-Beitrag gibt es wieder am 16.08.2021.

Lektorat Oliver Krull

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Zweimal Zukunft

16.05.2021. Aus der Schule, dem Studium sind vielen die Bezeichnungen Futur I und Futur II bekannt. In ihrer grammatikalischen Betrachtung beliebt sind beide nicht, und besonders Futur II gilt als Betätigungsfeld leicht verschrobener Sprachforscher:innen – in Loriots berühmtem Sketch „Jodeldiplom“ korrigiert der Lehrer eine Jodelphrase mit: „Das ist zweites Futur bei Sonnenaufgang.“

Wie sieht nun der Alltagsgebrauch der beiden Zeitformen aus? Mit Futur I können zukünftige Ereignisse markiert werden, zum Beispiel in Abgrenzung zu einer Feststellung in der Gegenwart: „Sie bewirbt sich bei verschiedenen Agenturen. Zudem wird sie sich bei hiesigen Behörden bewerben.“ Signalwort ist wird plus Verb im Infinitiv (bewerben). Oft reichen Zeitadverbien oder Zeitangaben aus, um auszudrücken, dass das Ereignis zukünftig stattfinden wird: Morgen kommt der Getränkelieferant (statt „… wird … kommen“), im Herbst fahren wir nach Brüssel (statt „werden wir … fahren“). Im Passiv können zwei Formen von werden aufeinandertreffen: Bei der Firma kann man nicht davon ausgehen, dass das Geld schnell überwiesen werden wird.

Und das Futur II? Es ähnelt dem Plusquamperfekt, weil es ebenso einen Vorgang deutlich machen kann, der zeitlich vor einem anderen liegt; dann helfen die Formen des Futurs, den logischen Zusammenhang herzustellen: Wir werden mit der Arbeit erst beginnen können, nachdem das Geld auf unserem Konto eingegangen sein wird. Oft sieht und hört man heute statt Futur-II-Gebrauch die Verwendung des Perfekts – für das voranstehende Beispiel: … nachdem das Geld auf unserem Konto eingegangen ist. Auch bei Futur II können im Passiv wieder mehrere Verben nacheinander stehen: Wird er nach Australien fahren, sobald ihm die Einreise zugesichert worden sein wird?

In einem späteren Beitrag (Juni 2022) werde ich weitere Beispiele für den Gebrauch der Zeitformen im Futur besprechen.

Lektorat Oliver Krull

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Zeitformen

15.04.2021. Mehrere Leser:innen und ein amerikanischer Freund haben mich gebeten, noch einmal einen Überblick über die deutschen Zeitformen zu geben. Es gebe so viele Abweichungen sowohl in der gesprochenen als auch zwischen gesprochener und geschriebener deutscher Sprache. Im Folgenden stelle ich dazu meine bisherigen Beiträge aus 2019 zusammen, um dann im Mai die Reihe mit Futur II fortzusetzen.

In der Alltagssprache und besonders bei kurzen Mitteilungen ist schon immer eine Vernachlässigung der Zeitenbildung beim Verb zu beobachten gewesen. Man sagt, die Norddeutschen neigen zum Imperfekt, die Süddeutschen zum Perfekt. Bei Unklarheiten werden dann zur Markierung der genaueren zeitlichen Einordnung oft Adverbien oder adverbiale Bestimmungen eingesetzt: heute, schon gestern, das heißt morgen usw. Gleichwohl haben die meisten Menschen ein recht gutes Zeitgefühl. Und das Deutsche bietet alle Möglichkeiten, Ereignisse auf der entsprechenden Zeitstufe mit einer Verbform auszudrücken, ohne hinterher, in einer Ergänzung oder in einem Nebensatz, die zeitliche Einordnung erklären zu müssen. Fangen wir mit den drei Zeitstufen an, die die Dauer einer Handlung bezeichnen: 1) Präsens (Gegenwart), Beispiel: Sie arbeitet als Redakteurin. 2) Imperfekt (Vergangenheit), Beispiel: 2005 arbeitete sie noch als Referentin im Bundestag. 3) Futur (Zukunft), Beispiel: Nächsten Monat wird sie in der Chefredaktion arbeiten.

Im voranstehenden Absatz habe ich Präsens, Imperfekt und Futur voneinander abgegrenzt. Und dieser Absatz Satz beginnt mit der Zeitform, die nachfolgend näher beschrieben werden soll: Perfekt, wie ich habe abgegrenzt. Das Perfekt wird mit haben oder sein gebildet, zum Beispiel: Sie hat die Texte verfasst und ist dafür gelobt worden. Warum ist der erste Satz dieses Absatzes im Perfekt angemessen, oder könnte er auch im Präteritum stehen (Im voranstehenden Absatz … grenzte ich ab.)? Abgesehen vom hauptsächlichen regionalen Unterschied, dass im südlichen deutschen Sprachraum das Perfekt als Ersatz für das Präteritum verwendet wird, wird nach hochsprachlicher Auffassung das Perfekt dann eingesetzt, wenn ein Ereignis der Vergangenheit Auswirkungen auf die Gegenwart hat. In meinem oben stehenden ersten Satz will ich damit andeuten, dass die Beschäftigung mit den drei Zeitformen Präsens, Imperfekt und Futur im ersten Absatz nicht die ganze Miete der Zeitformen bedeutet und mit diesem Absatz fortgesetzt wird. Benutzte ich dagegen „grenzte ich ab“, hieße das, die Darstellung sei abgeschlossen und nicht auf Fortsetzung angelegt. Noch eingängiger wird dieser Unterschied, die Auswirkung auf die Gegenwart vor allem dann, wenn nachfühlbare, physische oder folgenreiche Vorgänge beschrieben werden wie: Es hat schon seit zwei Tagen geregnet, und nun ist Wasser im Kellerraum. Er hat sich nie mit dieser Sprache beschäftigt und wundert sich jetzt, dass er kein Wort versteht.

Nun stehen noch aus das Plusquamperfekt und Futur II. Beide können als Zeitformen angesehen werden, die eine Zeitenfolge ausdrücken, also ähnlich wie das Perfekt abhängig sind vom Kontext. Beim Plusquamperfekt, das auch mit „mehr als Perfekt“ übersetzt werden kann, wird zum Ausdruck gebracht, dass ein Ereignis vor einem anderen liegt. Nehmen wir zwei Ereignisse: 1) Der Verkehrsminister erhielt eine Studie zur zunehmenden Verkehrsdichte durch E-Roller. 2) Der Verkehrsminister sah keinen Handlungsbedarf.
Die Ereignisse können in einem Satz zusammengeführt werden: Obwohl der Verkehrsminister eine Studie zur zunehmenden Verkehrsdichte durch E-Roller erhalten hatte, sah er keinen Handlungsbedarf. Die Form „erhalten hatte“ steht im Plusquamperfekt und zeigt deutlich die Reihenfolge, nämlich zuerst den Erhalt der Studie dann dennoch die Uneinsichtigkeit zum Handeln. Selbstverständlich könnte man auch schreiben „Der Verkehrsminister erhielt eine Studie zur zunehmenden Verkehrsdichte durch E-Roller, sah aber er keinen Handlungsbedarf.“ Durch die Konjunktion „obwohl“ und das Plusquamperfekt wird indes betont, dass der Minister vor seiner Entscheidung zum Nichthandeln Zeit hatte, sich mit der Studie auseinanderzusetzen und somit seine Reaktion unverständlicher ist, als wenn Erhalt der Studie und seine Entscheidung durch Verwendung des Präteritums (erhielt – sah) zeitlich zusammenfallen. Das Plusquamperfekt wird gebildet sowohl mit den Formen von hatte plus Partizip Perfekt (hatte erhalten) als auch mit den Formen von war plus Partizip Perfekt (war gekommen).

Lektorat Oliver Krull

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Gendern, 5. Teil

15.03.2021. Meine Ausführungen zum Gendern im Januar greife ich diesen Monat schon wieder auf, weil mich zahlreiche E-Mails mit Kommentaren und Bitten um Empfehlungen erreichten. Eine Freundin leitete mir den Artikel „Eine Frage der Endung“ aus DER ZEIT vom 21. Januar 2021 weiter. Der Schriftsteller, Regisseur und Übersetzer Eugen Ruge berichtet von seinen Erfahrungen mit dem Gendern und stellt sich die Frage: „… müssen wir wirklich die Sprache verändern, damit das Leben besser wird?“ – Ich bin mit globalen Ansprüchen zurückhaltend und schaue als Lektor, dass Autor:innen ihre Intention in der Sprache wiederfinden und die anvisierte Zielgruppe erreicht wird. Und das wird sie am besten, wenn sie über das Medium, die Sprache nicht stolpert und sich nicht durch Satzungetüme kämpfen muss. Die Autorin oder der Autor muss die Arbeit gehabt haben. Ich unterstütze diese Arbeit, indem ich darauf aufmerksam mache, wenn ein Gedanke zwar gedacht, aber noch nicht im Text angekommen ist. Oder sobald unklar, nicht eindeutig formuliert ist, der treffende Ausdruck fehlt, die Zielgruppe gar nicht oder nur zum Teil angesprochen ist.

Hinsichtlich Gendern muss die Lösung nicht die so oft (wie auch im oben genannten Artikel) angeprangerte Hässlichkeit sein. Oft geht es um Klarstellung. Mich wies ein Wirtschaftsredakteur an, alle Berufsbezeichnungen in seinem Artikel männlich wiederzugeben. So hätte stehen sollen: Der Delegierte und seine Sekretäre bereiteten für die Versammlung … Im Artikel gab es eine Abbildung: der Delegierte mit seinen vier Mitarbeiterinnen. Somit war auch der hartleibige Redakteur zu überzeugen, Sekretärinnen zu schreiben. Freilich geht es nicht immer so eindeutig; doch mit etwas Kreativität, die die deutsche Sprache bereithält, muss nicht vorschnell das Argument der Hässlichkeit bedient werden, um dem vermeintlichen Gespenst Gendergerechtigkeit zu begegnen. Eine Kundin beispielsweise war es leid, immer „meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ zu schreiben, und ganz glücklich, als ich ihr vorschlug, beim Gendern nicht ständig Political Correctness im Kopf zu haben und über den Teller zu blicken. In ihrem Fall passte „mein Team“ weitaus besser.

Lektorat Oliver Krull

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Anrede mit Komma?

15.02.2021. Für eine Kundin überarbeite ich Informationsschreiben, die infolge der Coronapandemie fortlaufend angepasst werden müssen. Ich wurde gefragt, ob in der Anrede ein Komma obligatorisch sei, da in vielen E-Mails der Gruß „Hallo Michelle“ ohne Komma stehe.

Die Beobachtung ist zutreffend, und es ist Konvention, zwischen „Hallo“ und Vornamen kein Komma zu setzen. Das ist verständlich, da diese Art Gruß formelhaft geworden, einer festen Fügung wie „wenn möglich“ ähnlich ist und ebenso ohne Komma stehen kann (wenn möglich komme ich vorbei); das sieht auch der Duden so.

Anders sieht es jedoch aus, sobald der Name hervorgehoben oder ergänzt wird. Das wird er beispielsweise durch ein Adjektiv: „Hallo, liebe Michelle!“ Oder der Gruß ist erweitert: „Guten Tag, Peter!“ Bemerkbar ist das auch an der kurzen Sprechpause, die man nach dem oder den Grußworten einlegt. Der Peter ist eben kein Grüßaugust, kein Guten-Tag-Peter, sondern eine angesprochene/angerufene Person. Grammatikalisch gesehen ist Peter kein Satzglied, anders als die Angesprochene in „Sehr geehrte Frau Pfeiffer“ – hier geht Titel und Namen ein Adjektiv (geehrte) voraus, das unmöglich vom zugehörigen Substantiv durch Komma getrennt werden kann.

Lektorat Oliver Krull

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Gendern, 4. Teil

15.01.2021. Im Oktober habe ich über die Möglichkeiten von Schrägstrichen und Klammern geschrieben, beide Geschlechter kenntlich zu machen. Lösungen, die teilweise über die binäre Auffassung von Sexus hinausgehen, sind Binnen-I, Gender-Gap und Gendersternchen. Gerade in den letzten Monaten werden noch andere Alternativen genutzt, zum Beispiel der Doppelpunkt (Kandidat:innen), doch die drei voran genannten Mittel sind die bisher noch bekannteren. Ihnen ist gemein, dass sie ins Schriftbild eingreifen. Das Binnen-I (VerlegerInnen) beschränkt sich dabei jedoch wie Klammern und Schrägstriche auf die Geschlechter männlich und weiblich. Durch den Gap (mittels Unterstrich markiert: Verleger_innen) soll dagegen Raum für diverse Geschlechtskategorien gegeben werden; sie können auch durch ein Sternchen (= Asterisk: Verleger*innen) vertreten werden. Kritiker*innen finden gerade diesen Eingriff ins Schriftbild bedenklich.

Als Lektor werde ich oft um eine Einschätzung gebeten. Grundsätzlich rate ich, so lesbar wie möglich zu bleiben, zum einen den Text durch ständige Doppelnennungen nicht aufzublähen, zum anderen keine unaussprechbaren und/oder fragwürdigen Bezeichnungen einzubauen (die Verordnung d* Direktor*in). Bei eingefügten Zeichen schaue ich, ob sie an anderer Stelle des Textes eine andere Aufgabe erfüllen. Soll der Asterisk (*) in einem Dokument für Fußnoten genutzt werden, ist es ungeschickt, ihn auch fürs Gendern zu nehmen; gibt es Unterstreichungen, passt der Unterstrich als Gender-Gap nicht. Der Doppelpunkt (Lektor:innen) könnte eine Lösung sein, die am wenigstens zu Überschneidungen führt, da er kompress gesetzt (also ohne Leerzeichen weder vor noch nach ihm) sonst nur bei Uhrzeiten (18:30 Uhr) Verwendung findet.

Die eleganteste Lösung wird diejenige sein, die flexibel auf Zielgruppe, Satzbau, Grammatik und Wohlklang eingeht und neben einer Form des Genderns auch auf umschreibende Formulierungen zurückgreift. Hierüber werde ich in einem späteren Beitrag berichten.

Lektorat Oliver Krull

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Jahreswechsel

15.12.2020. Weltweit und von Klein bis Groß geht ein Wort durch alle Munde: Corona. Viele mögen es nicht mehr lesen oder hören, und seit 2020 ist es unverbrüchlich mit der Viruserkrankung verbunden. Dabei ist sein dreisilbiger Klang weitaus weniger abschreckend als so manch andere pathologische Bezeichnung. Im März dachte ich schon, wie gefällig „corona“ bei mir immer besetzt war. Zum ersten Mal fiel es mir mit 12 Jahren im beginnenden Lateinunterricht auf; ich habe das Lehrwerk, Ianua Nova, noch, und in Lektion 5 heißt es: „Valeria convivam salutat et corona ornat“ (Valeria begrüßt den Gast und schmückt ihn mit einem Kranz). Dann in meinen Zwanzigern, als ich zur Sternwarte ging und mich für Astronomie interessierte, lernte ich die Korona der Sonne kennen, ihre Atmosphäre, die bei totaler Sonnenfinsternis als leicht grünlicher Strahlenkranz zu sehen ist. So gesehen hat „corona“ wohl etwas Erhabenes, Entrücktes und auch leicht Bedrohliches. Sehr hoffe ich, dass Sie gesundheitlich von Corona nicht betroffen wurden oder werden und Ihren Adventskranz mit Freude betrachten können – kommen Sie frohen Mutes durch die Feiertage!

Mein Büro bleibt in der Zeit vom 24. Dezember 2020 bis einschließlich 4. Januar 2021 geschlossen. Ich freue mich auf Ihre Reaktionen und Anfragen im neuen Jahr!

Lektorat Oliver Krull

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Die Textprofis

15.11.2020. Auf meiner Referenzseite stelle ich auch Kooperationspartner*innen vor. Neu hinzugekommen sind Die Textprofis, die Anfang November online gegangen sind.

Die Textprofis stellen sich wie folgt vor: Wir sind eine Gemeinschaft freier Textschaffender, die einzeln oder gemeinsam an mehreren Standorten in Berlin arbeiten. Wir schreiben, lektorieren und übersetzen für Verlage, Museen, Zeitungen und Zeitschriften, Kultureinrichtungen, Agenturen, Institutionen, Firmen und Verbände. Bei größeren Aufträgen kooperieren wir in unterschiedlichen Konstellationen. Langjährige Berufserfahrung und hohes Qualitätsbewusstsein zeichnen uns aus.

Lektorat Oliver Krull

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Gendern, 3. Teil

15.10.2020. In diesem Beitrag knüpfe ich an meine Erläuterungen aus dem Februar zum Gendern mittels Doppelnennungen an. Ihr Nachteil liegt, wie beschrieben, in der Aufblähung der Textmenge, sobald Bezeichnungen häufiger anfallen, die sowohl für Frauen als auch für Männer gelten, zum Beispiel wenn über Berufsbilder oder Funktionen gesprochen oder geschrieben wird wie in: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damit einverstanden. Hier könnte in der Schriftsprache verkürzend der Schrägstrich eingesetzt werden: Mitarbeiter/-innen. Oft sieht man diese Schreibweise auch ohne den Bindestrich; das ist allerdings nicht korrekt. Zudem kann der Schrägstrich nicht für alle Bezeichnungen angewendet werden. So setzen Umlaute eine Grenze: der/die Koch/-in; ebenso der Plural: die Köche/-innen. Dies sollte auch nicht durch doppelte Schrägstriche umgangen werden: Kolleg-/-inn-/-en. Zudem ist die Häufung von Schrägstrichen infolge voranstehender Attribute oft unleserlich: Wir suchen eine/-n stressresistente/-n und erfahrene/-n Verlagsredakteur/-in.

Eine Zeitlang wurden auch Klammern verwendet: Nicht alle Student(inn)en konnten sich immatrikulieren. Dies wird mittlerweile fast einhellig abgelehnt. Klammern werden im Schriftsatz meist für Zusatzinformationen eingesetzt; dadurch bekommt die feminine Form etwas Zweitrangiges, das durch das Gendern ja gerade vermieden werden sollte.

Die Genderreihe wird fortgesetzt mit den Lösungen Binnen-I, Gender-Gap und Gendersternchen.

Lektorat Oliver Krull