15.02.2021. Für eine Kundin überarbeite ich Informationsschreiben, die infolge der Coronapandemie fortlaufend angepasst werden müssen. Ich wurde gefragt, ob in der Anrede ein Komma obligatorisch sei, da in vielen E-Mails der Gruß „Hallo Michelle“ ohne Komma stehe.
Die Beobachtung ist zutreffend, und es ist Konvention, zwischen „Hallo“ und Vornamen kein Komma zu setzen. Das ist verständlich, da diese Art Gruß formelhaft geworden, einer festen Fügung wie „wenn möglich“ ähnlich ist und ebenso ohne Komma stehen kann (wenn möglich komme ich vorbei); das sieht auch der Duden so.
Anders sieht es jedoch aus, sobald der Name hervorgehoben oder ergänzt wird. Das wird er beispielsweise durch ein Adjektiv: „Hallo, liebe Michelle!“ Oder der Gruß ist erweitert: „Guten Tag, Peter!“ Bemerkbar ist das auch an der kurzen Sprechpause, die man nach dem oder den Grußworten einlegt. Der Peter ist eben kein Grüßaugust, kein Guten-Tag-Peter, sondern eine angesprochene/angerufene Person. Grammatikalisch gesehen ist Peter kein Satzglied, anders als die Angesprochene in „Sehr geehrte Frau Pfeiffer“ – hier geht Titel und Namen ein Adjektiv (geehrte) voraus, das unmöglich vom zugehörigen Substantiv durch Komma getrennt werden kann.
Lektorat Oliver Krull