Kategorien
Aktuelles

„Da werden Sie geholfen“

03.06.2019. Diese Überschrift war der Titel einer Veranstaltung im Mai vom Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren in Berlin, den meine Kollegin Gisela Lehmeier und ich gestalteten.

Der grammatikalisch unstimmige Satz war der Aufhänger, mit dem ich auf Spezifika des Lektorats für Werbekunden aufmerksam machte. Auch Werbung soll aufmerksam machen, das heißt, sie soll aufmerksamkeitsstark sein, um für Produkte und Dienstleistungen Kaufwilligkeit auszulösen. Die Lektorin oder der Lektor muss die Branche kennen und ein Gefühl dafür entwickeln, wann er eingreifen soll und besser nicht. Vom Blick guter deutscher Sprache her hätte sie oder er natürlich den Slogan der Telekom-Werbung aus dem Jahr 2000 verbessern können hin zu: Unter der genannten Rufnummer wird Ihnen weitergeholfen werden. Die vermeintliche Verbesserung wäre aber weniger lange im Gedächtnis geblieben als der kurze Satz mit verquerer Grammatik. Und so wird die Lektorin, der Lektor weder Begriffe/Namen mit Binnenmajuskeln wie „iPhone“ oder elliptische Aussagen mit orthografischen Schwächen anfassen wie „Soo! muss Technik“ (Saturn 2011).

Freiheiten der Werbetexterinnen und -texter bedeuten jedoch nicht sogleich Freiheiten fürs Lektorat. Außer in aufmerksamkeitsstarken Claims sind bei weiterführenden Sachinformationen, Imagebroschüren oder anderen unternehmenskommunikativen Publikationen von Institutionen, Nichtregierungsorganisationen etc. höchste Genauigkeit und Richtigkeit der Argumentation und deren sprachlichen Wiedergabe gefragt.

Für den Bereich der Unternehmenskommunikation hat meine Kollegin Gisela Lehmeier am selben Abend über die Aspekte ihrer Arbeit als Texterin berichtet und damit aufschlussreiche redaktionelle Abläufe geschildert. Mit diesen Abläufen im Hinterkopf kann die Lektorin / der Lektor auch hier besser die Intention des Auftragsgebers / der Auftraggeber mitbedenken und die Zielgruppe im Blick behalten.

Lektorat Oliver Krull