30.04.2018. Bei Anfragen zu Buchprojekten bin ich wiederholt zu dem Arbeitsverhältnis zwischen Lektor und Autor(inn)en befragt worden. Je nach Textsorte und ‑qualität ist das Verhältnis mehr oder weniger kommunikativ. Immer ist es jedoch ein Vertrauensverhältnis, weil die Autorin / der Autor dem Lektor ihren/seinen Text anvertraut. Der Lektor unterliegt zwar nicht wie Ärzte oder Rechtsanwältinnen einer Schweigepflicht; jedoch ist es selbstverständlich, dass der Autor jeden Text vertraulich behandelt. Benötigt der Autor / die Autorin zum Beispiel nach einer Erstfassung seines/ihres Textes eine grundlegende Beratung, inwieweit das Geschriebene der Intention, ob es stilistisch der Zielgruppe entspricht, die Argumentationsketten konsequent geknüpft sind, wird die Zusammenarbeit intensiver sein als bei einem Text, der kurz vor der Druckstufe steht. Ein Großteil dieser Zusammenarbeit lässt sich per E-Mail oder telefonisch erledigen. Ist das gewählte Thema komplex, der stilistische Anspruch gar literarisch, können durch Satzbauänderungen Unklarheiten nicht beseitigt werden, ist die persönliche Zusammenarbeit ratsam und immer sehr fruchtbar. Nach bestimmten, textimmanenten Sinnabschnitten treffen sich Autor(in) und Lektor und finden heraus, wie dem Text zum Erfolg verholfen werden kann. Beispielsweise empfiehlt der Lektor, Zusammenhänge herzustellen und/oder mit Material zu unterfüttern; manchmal reißt er auch ein zu dünnes Gerüst aus Inhalt und Sprache ein und legt dem Autor, der Autorin nahe, unter Berücksichtigung relevanter Fragestellungen neu zu formulieren. So entsteht schrittweise ein zielführender und lesenswerter Text.
Lektorat Oliver Krull