14.04.2022. Lektor:innen werden oft als Organisationstalente bezeichnet, wenn sie am Ende des Publikationsvorhabens die Qualität vor dem unerbittlich näherrückenden Erscheinungstermin sichern müssen, nachdem sich in den vielfältigen Abläufen davor Textproduktion und Layout verzögert haben. Und die Zeiten sind fordernder geworden, Fehlerquellen sprudelnder. „Früher hätte es das so nicht gegeben“, höre ich dann von verschiedenen Seiten. Sicher nicht im digitalen Kontext, aber von Zeitnöten lese ich in den unterschiedlichsten Epochen. So in Gustav Nachtigals Vorwort vom 11. Juni 1879 zu seinem dreibändigen Werk „Sahara und Sudan · Ergebnisse sechsjähriger Reisen in Afrika“; er entschuldigt sich für das spätere Erscheinen seines Buches mit diesen Worten:
Die allseitige Anerkennung, welche mich nach der Beendigung meiner fast sechsjährigen Wanderungen belohnte und mir stets in dankbarster Erinnerung bleiben wird, berechtigte wohl zu der Erwartung, dass ich meine Erfahrungen in schnellerer Weise verarbeiten würde, als es mir tatsächlich gelungen ist, und mancher Leser wird mit um so höheren Ansprüchen an das Buch herantreten, je länger sich die Veröffentlichung desselben verzögert hat. Doch nach meiner Rückkehr in die Heimath, welche ich dreizehn Jahre zuvor verlassen hatte, traten mancherlei Ansprüche an mich heran und zersplitterten meine Zeit, und die schwierige und zeitraubende Sichtung meiner oft unter den ungünstigsten Verhältnissen gemachten Reisenotizen hat langsamere Fortschritte bedingt, als ich jemals voraussetzen zu müssen glaubte.
All meinen Kund:innen und Leser:innen wünsche ich eine entspannte Zeit über die Osterfeiertage hinaus!
Lektorat Oliver Krull